Spezielle Behandlungsmethoden
Lebertransplantation
Die Lebertransplantation hat sich mittlerweile zu einem Routineverfahren zur Behandlung des akuten und chronischen Leberversagens, bestimmter Lebertumore und metabolischer/angeborener Erkrankungen entwickelt. Die anfänglichen Probleme der Abstoßung und der dagegen notwendigen Immunsuppression sind weitgehend gelöst, so dass die wesentliche Limitation für die Lebertransplantation der Mangel an Spenderorganen ist.
Die Ergebnisse der Lebertransplantation sind exzellent und erreichen bei idealen Patienten ein 5-Jahresüberleben von 90 %. Die Sterblichkeit von betroffenen Patienten beruht im Wesentlichen darauf, dass nicht oder aufgrund des Organmangels zu spät im Krankheitsverlauf transplantiert wird.
Am häufigsten wird die Transplantation einer ganzen Leber eines postmortalen Spenders (allogene Lebertransplantion) durchgeführt. Die erkrankte Leber wird vollständig entfernt und die neue Spenderleber an gleicher Stelle (orthotop) wieder eingesetzt.
Darüber hinaus ist aufgrund der Regenerationsfähigkeit der Leber auch die Transplantation von Teillebern möglich. Spenderlebern können so geteilt werden (Split-Leber), dass zwei Patienten - meist ein Kind und ein Erwachsener - versorgt werden können. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit der Lebendspende, einer sogenannten Teillebertransplantation.
Ideale Organspender sind selten. Daher müssen auch suboptimale Organe verwendet werden, um Patienten eine lebensrettende Lebertransplantation zu ermöglichen. Um diese Organe optimal auf die Transplantation vorzubereiten, verwenden wir die hypotherme / normotherme, oxygenierte, extrakorporale Perfusion.
Nierentransplantation
Obwohl es für das Nierenversagen mit der Dialyse ein gutes Ersatz- bzw. Überbrückungsverfahren gibt, ist das Überleben von transplantierten Patienten deutlich besser. Ganz zu schweigen vom Gewinn an Lebensqualität, die eine Nierentransplantation dem Patienten im Vergleich zur Dialyse bietet.
Die Ergebnisse nach Nierentransplantation sind mit einem 5-Jahresüberleben von idealen Empfängern mit über 90% exzellent. Die mittlere Haltbarkeit einer Spenderniere beträgt 15-20 Jahre.
Gespendete Nieren werden bei der Nierentransplantation an die Beckengefäße angeschlossen und der Harnleiter in die Blase eingenäht.
Aufgrund des Spendermangels sind jedoch die Wartezeit auf eine Niere mit durchschnittlich 8 Jahren extrem lang. Um dem Spendermangel entgegenzutreten, nimmt die Nierenlebendspende einen hohen ca. 40% Anteil an den Gesamttransplantationen ein.
Pankreastransplantation
Bestimmte Patienten profitieren trotz immer besser werdender Insulintherapie von der Transplantation eines Pankreas. Dies betrifft vor allem Patienten mit einem schwer mit Insulin einstellbaren Diabetes und Patienten, die aufgrund des Diabetes ein dialysepflichtiges Nierenversagen entwickelt haben. Letztere werden vorzugsweise kombiniert Nieren-Pankreas transplantiert. Das Pankreas wird üblicherweise auf die rechten Beckengefäße transplantiert und der Pankreassaft über den Dünndarm abgeleitet.
Dünndarmtransplantation
Ausgewählte Patienten mit einem Kurzdarmsyndrom können von einer Dünndarmtransplantation profitieren. Vor allem dann, wenn Komplikationen, u. a. Probleme mit den venösen Zugangswegen für eine künstliche (parenterale) Ernährung oder ein Leberversagen auftreten. Auch die teilweise katastrophale Lebensqualität kann durch eine Dünndarmtransplantation deutlich verbessert werden. In vielen Fällen kann auch ein meist bestehender künstlicher Darmausgang langfristig zurückverlegt werden. Die Ergebnisse der Dünndarmtransplantation sind mit einem 5-Jahres Überleben von ca. 80 % gut. Aufgrund der hohen Abstossungsbereitschaft des Darms bleibt die Immunsuppression bei diesen Patienten eine Herausforderung.
Der Dünndarm wird an die großen Bauchgefäße angeschlossen und mit dem noch vorhandenen Darm verbunden.
Aktuell werden Spenderorgane unmittelbar vor der Entnahme vom Blutkreislauf abgekoppelt und mit einer speziellen Lösung durchgespült. Im Anschluss werden sie in mit Trockeneis gefüllten Styroporkisten verpackt und – auf diese Weise konserviert – vom Entnahmekrankenhaus schnellstmöglich ins Transplantationszentrum verbracht (Abbildung 1).
Die unphysiologische Lagerung in sehr kalter Umgebung kann jedoch die Qualität der Organe beeinträchtigen.
Extrakorporale Organperfusion
Diesem Problem begegnen wir, indem wir das Organ nach Ankunft in unserem Zentrum in einen mechanisch betriebenen, künstlichen Kreislauf integrieren (Abbildung 2). In diesem Kreislauf werden die Organe mit 8-10°C kalter Perfusionslösung, die mit Nährstoffen und vor allem Sauerstoff angereichert wird, kontinuierlich durchströmt (Hypotherme Oxygenierte MaschinenPErfusion = HOPE). So können eventuell entstandene Schäden vor der Transplantation verringert werden.
Das System bietet uns darüber hinaus auch die Möglichkeit, einen nahezu physiologischen künstlichen Kreislauf bei Körpertemperatur (37°C) zu simulieren, bei dem die Organe mit einer blutähnlichen Perfusionslösung kontinuierlich durchspült werden ( Abbildung 3). Der Vorteil dieser Normothermen Oxygenierten MaschinenPErfusion (= NOPE) liegt in der Möglichkeit, Spenderorgane unter „körperähnlichen“ Bedingungen zu erproben und gegebenenfalls vorzubehandeln. Dadurch kann letztendlich eine Vorhersage über die Güte der Organe getroffen und die Transplantation noch sicherer gemacht werden.
Die ersten Spenderlebern wurden bereits 2018 in unserer Klinik unter Verwendung der HOPE-Technik erfolgreich transplantiert. Mittlerweile ist die HOPE-Technik als Standardverfahren vor der Transplantation etabliert.
Die NOPE-Technik wird derzeit unter Studienbedingungen erprobt und in naher Zukunft Einzug in den klinischen Alltag halten.
Darüber hinaus untersuchen wir aktuell in einem experimentellen Ansatz, ob sich Spenderorgane während dieser Organperfusion immunologisch so reprogrammieren lassen, dass sie von der körpereigenen Abwehr des Empfängers nicht erkannt werden. Dadurch wäre es nach der Transplantation möglich, auf die bisher notwendigen Medikamente zur Immunsuppression zu verzichten.
Haben Sie Fragen zu den beschriebenen Behandlungsmethoden?
Unser Team beantwortet diese gerne!
Dr. med. Dionysios Koliogiannis
Dr. med. Moritz Drefs
„Maßgeschneiderte individuelle Therapien für komplexe Tumorerkrankungen“
Eine Metastase ist als Absiedelung eines bösartigen Tumors in entferntes Gewebe anzusehen. Krebszellen wandern im Blut oder der Lymphe, siedeln sich in anderen Körperteilen an und vermehren sich dort weiter. Dabei können die Metastasen bereits bei der Erstdiagnose des Primärtumors oder im weiteren Krankheitsverlauf auftreten. Im Gegensatz dazu entstehen Rezidive am Ort des ehemaligen Tumors zum Teil unter Einbeziehung benachbarter Organe und stellen daher eine große Herausforderung für die Behandlung dar.
Als akademische Einrichtung mit einem Schwerpunkt in der Behandlung onkologischer Erkrankungen sehen wir es als Herausforderung an, Patienten mit Rezidiven und Metastasen maßgeschneiderte individuelle Therapien anzubieten. Gerade die Behandlung von Metastasen und Rezidiven unterliegt sehr individueller Behandlungskonzepte unter Berücksichtigung einer Vielzahl von Faktoren wie Tumorstadium, Zeit bis zum Auftreten der Metastasen oder des Rezidives, Anzahl der Metastasen etc., die in standardisierten Behandlungspfaden und Leitlinien schwer abbildbar sind.
Für einen großen Teil der Patienten können wir durch chirurgische Maßnahmen zumeist eingebettet in medikamentöse Therapien und/oder radiologische und strahlentherapeutische Verfahren potentiell kurative Optionen anbieten. Hierfür werden alle Patienten mit Metastasen und Rezidiven im interdisziplinären Metastasen- und Rezidivzentrum der LMU besprochen und Therapieoptionen erarbeitet.
Aus chirurgischer Sicht ist eine große Erfahrung in der Durchführung von komplexchirurgischen Eingriffen zur Behandlung von Rezidiven und Metastasen erforderlich, um letztlich alles erdenklich Mögliche zum Wohl der Betroffenen anzubieten. Dies beginnt bereits in der Diagnostik und Interpretation der Befunde. Gerade Patienten mit Rezidiven und Metastasen profitieren durch die Mitbehandlung eines Zentrums. Daher bieten wir Ihnen die Möglichkeit zur Zweitmeinungsanfrage unkompliziert an.
Es ist uns ein Anliegen darauf hinzuweisen, dass so manche ausweglos erscheinende Konstellation im Rezidiv oder metastasierten Stadium durch eine interdisziplinäre Herangehensweise heilbar sein kann.
Genau wie die technischen und technologischen Voraussetzungen entwickeln sich die operativen Möglichkeiten immer weiter. So werden früher als unheilbar eingestufte Krankheiten heilbar und als inoperabel eingestufte Befunde operabel.
Ein wegweisender Schritt in diese Richtung sind die Neuerungen in der Bildgebung und der Visualisierung. So wurde der Begriff Image-Guided-Surgery etabliert.
Neue Formen der Visualisierung helfen:
- bei der Diskriminierung von zu schonenden Strukturen (z.B. Blutgefäße oder Nachbarorgane)
- bei der Festlegung von Resektionsgrenzen
- bei der Erkennung von zu resezierenden Zielstrukturen
- bei der Überprüfung der Durchblutung (z. B. nach Anastomosen)
Wir bedienen uns eines Fluoreszenzfarbstoffes (ICG) und einer speziellen Kamera, welche die Möglichkeit bietet, die Augmentierung im Echtzeit-Weißlicht-Bild darzustellen.
Die Arbeitsgruppe "Minimal-Invasive Chirurgie / Chirurgische Technologische Innovationen" befasst sich auch wissenschaftlich mit den Themen Augmentierung, Virtuelle Realität und 3D-Rekonstruktion.
Das Bestreben ist es, den Informationsgehalt der Bildwiedergabe zu erhöhen und somit eine verbesserte Versorgungsqualität und Patientensicherheit zu schaffen.
Haben Sie Fragen zu Image-Guided Surgery, Augmentierung und Fluoreszenzbildgebung? Unser Team beantwortet sie gerne!
Die chirurgische Endoskopie der LMU bietet neben dem Spektrum modernster diagnostischer Spiegelungen auch das komplette Spektrum spezieller endoskopischer Therapien an. So können wir unsere Patienten in jeder Situation bestmöglich behandeln und von der Diagnose bis zur Operation und der Nachsorge eine nahtlose Betreuung durch unsere Klinik anbieten.
Bei Patienten mit schweren Krankheitsverläufen sind wir in der Lage durch konservative endoskopische Verfahren weitere Operationen zu verhindern. Dies gelingt beispielsweise durch die in unserer Abteilung entwickelte Endo-VAC Therapie, welche sich in den letzten Jahren weltweit zu einer Standardbehandlung von Wundheilungsstörungen etabliert hat.
Ein weiterer Vorteil der eigenen Endoskopie besteht in der sehr engen Zusammenarbeit mit unseren Operateuren. Sehr kleine Tumore können wir endoskopisch (z. B. durch Tusche oder Infrarotfarbstoffe) markieren, sodass der Chirurg diese in der Operation sicher identifizieren kann. So ist es möglich, möglichst schonende und minimalinvasive OP-Verfahren anzubieten. Durch das sogenannte Rendezvous-Verfahren, also während der Operation durchgeführte Endoskopien, können wir Tumorgrenzen eindeutig identifizieren und eine minimal-invasive Therapie mit maximaler Sicherheit durchführen.
Unter anderem werden folgende Eingriffe und Therapien von Lunge, Speiseröhre, Magen, Darm und Enddarm in unserer Abteilung behandelt:
- Vorsorgeuntersuchungen
- Anlage von Stents
- Behandlung von Engstellen (Stenosen)
- Nachsorgeuntersuchungen nach Lungentransplantation
- Diagnostik (z. B. Abklärung von Magenschmerzen) und Biopsieentnahme
- Behandlung bzw. Abtragung von Tumoren (Frühkarzinome, Adenome)
- Nachsorgeuntersuchungen
- Therapie von Varizen
- Legen von Ernährungssonden
- Behandlung von Engstellen (Stenosen)
- Anlage von Stents
- Behandlung der Achalasie (Ballondilatation)
- Einlage von Ernährungssonden und PEGs
- Vorsorgeuntersuchungen
- Behandlung bzw. Abtragung von Tumoren und Polypen
- Anlage von Stents
- Behandlung von Engstellen (Stenosen)
- Nachsorgeuntersuchungen
- Überwachung chronisch entzündlicher Darmerkrankungen
- Untersuchung des Enddarms
- Nachsorgeuntersuchungen
- Fistelsuche
- Darstellung von Abszessen
- Untersuchung der Schließmuskelmuskulatur bei Inkontinenz
Terminvereinbarung
Falls Sie eine Untersuchung bei uns vereinbaren möchten, finden Sie unter dem Link zur endoskopischen Sprechstunde alle Informationen.
Patienteninformation
Sie möchten sich über den Ablauf der Endoskopie und der Vor- und Nachbereitungen informieren? Hier finden Sie alle Informationen.
Technische Fortschritte auf dem Gebiet der Chirurgie und der Anästhesie haben es möglich gemacht, eine Vielzahl von Eingriffen ambulant oder kurzstationär („same day surgery“) durchzuführen.
Der Leiter des ambulanten Operierens in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Prof. Dr. med. Helmut Arbogast, erläutert Ihnen in einem Video die Definitionen und Abläufe ambulanter und kurzstationärer Operationen.
Welche Eingriffe werden von uns als ambulante Operationen angeboten:
- Biopsien: Muskel-, Nerven- (Suralis-), Temporalisbiopsien
- Lymphknotenentnahmen: Hals, Schlüsselbeingrube, Achselhöhle, Leiste
- Anlage venöser Verweilkatheter (z.B. für die Chemotherapie oder Ernährung): Portanlagen, Portrevisionen, Portentfernungen, Hickman- oder Broviac-Katheter
- Brüche (Hernien) s.a. Erkrankungen der Bauchwand: offene Hernienoperation nach Shouldice oder Bassini, offene Hernienoperation nach Lichtenstein, offene Schenkelhernienoperation nach Lotheissen-McVay, Nabelbrüche, Bauchwandbrüche (ohne Netz)
- Abszessausräumungen, Steißbeinfisteln, Analfisteln, Analfissuren, Hämorrhoiden
Folgende Eingriffe führen wir kurzstationär (als same day surgery) durch:
- Entfernung der Gallenblase bei Gallensteinleiden oder Gallenblasenentzündung
- Appendektomie („Blinddarmentfernung“) bei chronischer Blinddarmentzündung
- Endoskopische oder laparoskopische Operation von Leistenbrüchen, auch beidseitig
- Nabel-, Narben- oder sonstige Bauchwandbrüche, die mit Netz versorgt werden müssen
Seit Eröffnung des ambulanten Operationszentrums (AOZ) im Oktober 2014 konnten bis Ende 2019 die Leistungszahlen stetig gesteigert werden.
Terminvereinbarung
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Patienteninformation
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