Hydrocephalus
Krankheitsbilder
Unter normalen Umständen wird ca. 400 ml Hirnwasser (Liquor cerebrospinalis) in den Hirnwasserkammern produziert, welches über definierte Abflusswege abfließt, einerseits in den Rückenmarkskanal, andererseits in die sogenannten äußeren Liquorräume, wo der Liquor dann resorbiert wird. Kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen Produktion und Abfluss bzw. Resorption entwickelt sich ein Aufstau des Hirnwassers, ein sog. Hydrocephalus (von griechisch Wasser und Kopf).
Ursachen
- Blockade der Abflusswege
- z. B. durch Tumoren, Blutungen, angeborene Hindernisse, (sog. Verschluss-Hydrocephalus, Hydrocephalus occlusus)
- verminderte Rückresorption des Hirnwassers
- z. B. nach intrakranieller Entzündung oder Blutung (sog. Hydrocephalus aresorptivus)
Symptome
- Hydrocephalus im Kindesalter
- Vergrößerung des kindlichen Schädels, der in den ersten Lebensjahren noch nicht fest verknöchert ist, häufig Sehstörungen und Entwicklungsverzögerungen
- Hydrocephalus im Erwachsenenalter
- Ansteigen des intrakraniellen Drucks. Dies führt – je nach Ausprägung – zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Sehstörungen, Konzentrations-, Gedächtnis- und Gleichgewichtsstörungen.
- Sonderform Normaldruckhydrocephalus (NPH)
- Typischerweise beim älteren Patienten, kognitive Einschränkungen, Blaseninkontinenz und Gangstörung aus, der intrakranielle Druck ist hierbei nicht oder nur mäßig erhöht.
Therapie
Ein symptomatischer Hydrocephalus sollte zwingend behandelt werden, je nach klinischer Dringlichkeit und Ausprägung; eine Behandlung ist in jedem Lebensalter möglich. Ziel der Hydrocephalusbehandlung ist, den Liquorabfluss zu ermöglichen und somit den intrakraniellen Druck zu normalisieren. Hierzu kommen unterschiedliche operative Verfahren zum Einsatz, je nach Bedarf können auch mehrere Verfahren kombiniert oder sequentiell angewendet werden.
Akuter Hydrocephalus (z. B. nach Hirnblutung)
- Notfallmäßige Ableitung nach außen (externe Ventrikeldrainage)
Hydrocephalus occlusus
- Tumor: Entfernung
- Angeborene oder erworbene Verengungen der Liquorpassage (z. B. Aquäduktstenose): Endoskopische Fensterung, stereotaktische Anlage eines intrakraniellen Katheters („Innerer Shunt“) oder Anlage eines ventrikuloperitonealen / ventrikuloatrialen Shunts
Hydrocephalus aresorptivus, Normaldruckhydrocephalus
- Anlage eines ventrikuloperitonealen oder ventrikuloatrialen Shunts, bevorzugt mit einem verstellbarem Ventil
Unsere Klinik verfügt über alle Techniken zur Hydrocephalus-Therapie. Es besteht zudem die Möglichkeit Neuronagivations-gestützten Anlage von Kathetern, zur Navigations-assistierten Endoskopie und zur intraoperativen Bildgebung (Computertomographie, Sonographie, Röntgen). Ein hochmoderner OP-Trakt und bei Bedarf eine Intensivstation sind rund um die Uhr verfügbar.
Die medikamentöse Therapie (z. B. mit Azetazolamid, das die Liquorproduktion hemmt) spielt eine untergeordnete Rolle und zeigt nur in speziellen Fällen Effektivität als alleinige Behandlung.
Für die Diagnostik und Behandlung des Hydrocephalus ist die Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten unverzichtbar.
Es besteht eine enge Kooperation mit folgenden Zentren/ Abteilungen:
- Neurologie (Diagnostik von Gangstörungen und neurokognitiven Defiziten)
- Kinderheilkunde / Neuropädiatrie
- Augenheilkunde (Stauungspapille, Doppelbilder, Visusminderung)
- Neuroradiologie (Bildgebung mittels MRT und CT)
Selbsthilfegruppen
Sprechstunde
In der Sprechstunde erfolgen die Beratung von Erstpatienten aller Altersstufen, Verlaufskontrollen/ Nachsorge von operativ und konservativ behandelten Patienten, Zweitmeinungen. Nachsorge für alle gängigen Shunt-Ventilsysteme möglich.
Für die Vorstellung in unserer Sprechstunde werden idealerweise folgende Unterlagen benötigt:
- Aktuelle MRT- oder CT-Bilder inklusive aller Vor-Bildgebungen (Bilder, CD oder Radiologie-Link)
- Shunt-Ausweis
- Ggf. Augenärztlicher Befund (Gesichtsfeld, Visus)
- Unterlagen zur Voranamnese/Vorerkrankungen, Vor-Operationen
- Medikationsplan
- Bei auswärtiger Vor-Operation oder Einholung einer Zweitmeinung neben Bildbefunden alle vorangegangene Arztbriefe, OP-Berichte, Shunt-Ausweise etc. mitbringen, sonst ist eine Beurteilung ggf. nicht möglich
Team
Prof. Dr. med. Nicole Terpolilli, FEBNS
Oberärztin
Behandlungsschwerpunkte:
Hydrocephalus, Pädiatrische Neurochirurgie, Epilepsiechirurgie
Zusatzbezeichnung Neurochirurgische Intensivmedizin
Priv.-Doz. Dr. med. Mathias Kunz
Oberarzt
Behandlungsschwerpunkte:
Pädiatrische Neurochirurgie, Epilepsiechirurgie, Hydrocephalus
NCA Personenzertifikat "Pädiatrische Neurochirurgie"
Zertifikat der Arbeitsgemeinschaft für prächirurgische Epilepsiediagnostik und operative Epilepsietherapie