Jahresempfang 2025 - Nachhaltigkeit und Medizin im Wandel

Der scheidende LMU-Präsident Prof. Bernd Huber betonte in seinem Grußwort, welch bemerkenswerte Leistungen das LMU Klinikum im Bereich der Wissenschaft und der Patientenversorgung erbringe. Als aktuelle Highlights nannte er unter anderem die Grundsteinlegung des Neuen Hauner sowie den neuen Forschungsbau ICON. Ein weiterer wichtiger Baustein sei die „M1 – Munich Medicine Alliance“, „mit der wir die Medizin in München insgesamt neu aufstellen wollen“.
Zentrale Rolle der Uniklinika
Der Vorstandsvorsitzende der Berliner Charité, Prof. Heyo K. Kroemer, forderte in Zeiten geopolitischer Herausforderungen und einer alternden Gesellschaft, dass „die Uniklinika eine koordinierende Rolle einnehmen müssten“. Als größte Problematik benannte er in seinem Vortrag den demographischen Wandel, der die Personalstrukturen über alle Berufsgruppen hinweg und insbesondere auch die Krankenversorgung treffen wird. Als Lösungsansatz brauche es neben einer erfolgreichen Prävention von Krankheiten unter anderem den Einsatz von Künstlicher Intelligenz sowie „die konsequente und abgestimmte Digitalisierung in der Medizin“. Als positives Beispiel nannte Kroemer das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM), in dem sich alle deutschen Uniklinika zusammengeschlossen haben, um die Herausforderungen der COVID-19 Pandemie zu adressieren. „Große exzellente Einrichtungen müssen noch enger zusammenarbeiten, um ihr Wissen für den Ausbau der Forschungsinfrastruktur einzubringen“, betonte Kroemer.
Soziale Nachhaltigkeit am Beispiel der Organspende
8.178 Menschen standen Ende Februar 2025 auf der deutschlandweiten Transplantationsliste für ein Spenderorgan. Einer von ihnen ist Herztransplantations-Patient Thomas Krauß. Der Vater von zwei Kindern lebt seit fünf Jahren mit einem Kunstherzen, das ihm am LMU Klinikum in Großhadern eingesetzt wurde. Damals wäre der Allgäuer fast gestorben – das Kunstherz hat ihm das Leben gerettet. Damit konnte Thomas Krauß vor zwei Jahren sogar beim Organspendenlauf über fünf Kilometer mitlaufen. In diesem Jahr fand der Organspendenlauf zeitgleich zum Jahresempfang im Englischen Garten statt. Rund 100 Mitarbeitende des LMU Klinikums nahmen teil, um ein Zeichen für die Organspende zu setzen. Beim Jahresempfang sorgte eine Live-Schalte zum Lauf dafür, dass alle in der Aula anwesenden Gäste die gute Stimmung und das Engagement des Teams des LMU Klinikums miterleben konnten. Thomas Krauß sagte passend dazu: „Für mich war es der bessere Weg, nicht vor seinen Ängsten davonzulaufen, sondern diesen zu begegnen.“ Beim Jahresempfang sprach er über seine Aufklärungskampagne „Leben 2.0 on Tour“ an Schulen und seine Unterstützung für die „Herzkinder“ am LMU Klinikum Großhadern. Seit fast sieben Jahren wartet der „Mutmacher“ auf ein Spenderherz und hofft immer noch, dass er irgendwann eines bekommt: „Es wäre schön, nicht nochmal fast dreimal sterben zu müssen, bis das Organ kommt“, sagte er.
Nachhaltigkeit am LMU Klinikum in Zahlen
Das LMU Klinikum hat bereits zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um nachhaltiger zu werden. Dazu gehören hauseigener Strom dank Photovoltaik-Anlagen und der Bezug von grünem Strom aus nachhaltiger Fernwärme. Das Klinikum hat seit 2016 den eigenen CO₂ -Ausstoß halbiert und setzt auf Awareness-Kampagnen bei den Mitarbeitenden. Markus Zendler, Kaufmännischer Direktor des LMU Klinikums, stellte beim Jahresempfang Zahlen, Daten, Fakten aus dem Bereich Energiemanagement vor, sowie aktuelle Projekte und Maßnahmen, mit denen die Nachhaltigkeit am LMU Klinikum weiter ausgebaut werden kann. Einige Fakten und Zahlen auf einen Blick:
- 50.000 kWh Strom produzierte das Klinikum letztes Jahr durch eigene Photovoltaikanlagen.
- 10.000 Tonnen CO₂ vermied das Klinikum 2024 durch den Bezug von Fernwärme an Stelle von Erdgas
- Vollständiger Umstieg auf nachhaltige Wärme- und Dampferzeugnisse
- Umstellung von Einweg- auf Mehrwegmaterial im OP
- Reduktion von Lebensmittelabfällen in der Speisenversorgung
- Vermeidung von Medikamentenverwurf in der Klinikums-Apotheke
Beim Jahresempfang wurden den Besuchern außerdem anhand von Roll-ups die wichtigsten Nachhaltigkeits-Initiativen übersichtlich vorgestellt. Diese werden nun im Eingangsbereich des Klinikums Großhadern auf der Galerie der Besucherstraße gezeigt.
Neue Krankheiten durch den Klimawandel in Europa
Die Infektionsmedizinerin PD Dr. Camilla Rothe vom Tropeninstitut des LMU Klinikums, sprach mit Prof. Lerch unter anderem über ihre Arbeit in Malawi und ihre Erfahrungen mit der Betreuung eines Ebola-Patienten auf einer Sonderisolierstation am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf. Der personelle Aufwand und der Verbrauch von Schutzmaterial seien immens, erzählte Rothe. Ihre Erfahrungen kann sie nun auch am LMU Klinikum einbringen; dort wird derzeit eine Sonderisolierstation für den Neubau eingeplant und die Teams heute schon für den Betrieb geschult. Camilla Rothe erläuterte außerdem, wie es die tropische Tigermücke, die Krankheiten wie Krankheiten wie Zika, Chikungunya oder das Dengue-Fieber übertagen kann, geschafft hat, sich durch den Klimawandel und die Globalisierung in Süd- und Mitteleuropa anzusiedeln, auch bereits in Deutschland: „Tigermücken haben sich perfekt an den modernen Lebensstil des Menschen angepasst“, erklärte sie. Sie könnten in Großstädten in minimalen Mengen an Müll, überleben, in dem sich Wasser sammelt, oder in weggeworfenen Autoreifen. Auf die Frage, was das LMU Klinikum in Sachen Nachhaltigkeit tun könne, antwortete Camilla Rothe mit einem konkreten Beispiel für einen „intelligenten nachhaltigen Infektionsschutz“: Jedes Jahr werden am Tropeninstitut etwa 15.000 Menschen geimpft, das bedeutet einen Verbrauch von 30.000 Einweg-Handschuhen. Diese könnten eingespart werden, da für eine Impfung keine Handschuhe benötigt werden und es aus infektionsmedizinischer Sicht ausreicht, sich die Hände vorher zu desinfizieren.
Engagement für gesundheitliche Aufklärung
Das Programm schloss mit einer Preisverleihung: Die Ärztin, Buchautorin, Moderatorin und Schauspielerin Dr. Marianne Koch erhielt für ihre langjährige Unterstützung der LMU Medizin die Heinz-Goerke-Medaille von Prof. Martin Canis verliehen, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins Freunde, Förderer und Alumni des Klinikums und der Medizinischen Fakultät der Universität München e.V.. „Wir würdigen eine Persönlichkeit, deren Lebenswerk in herausragender Weise Wissenschaft, Medizin, aber auch Medien und ärztliche Ethik vereint“, sagte er. Ihr Engagement zeige in beeindruckender Weise, dass Wissenschaft nicht isoliert in akademischen Kreisen verbleiben darf, sondern die gesellschaftliche Relevanz erst im Dialog mit der Öffentlichkeit entfalte. Marianne Koch bedankte sich beim LMU Klinikum und auch beim Bayerischen Rundfunk, der es ermöglicht habe, dass sie seit über 20 Jahren mit dem „BR Gesundheitsgespräch“ zur gesundheitlichen Aufklärung in der Öffentlichkeit beitragen konnte.
Für die musikalische Begleitung sorgte das Michael Alf-Quartett mit Wolfgang Kotsowilis am Schlagzeug – übrigens Pfleger am LMU Klinikum – Robert Friedl an Alto-Sax, Tenor-Sax und Klarinette, Hans Baltin Junior am Kontrabass und Bandleader Michael Alf am Klavier.