Stress sicherte in der Evolution das Überleben. Doch was einst lebensrettend war, könnte heute lebensbedrohlich sein. Wenn beim Steinzeitmenschen bei einer Verletzung, etwa durch einen Säbelzahntigerbiss, das Immunsystem ansprang und der Körper nützliche kleine Blutgerinnsel (Mikrothromben) bildete, um Krankheitserreger einzufangen, könnten Stresshormone wie Adrenalin dabei geholfen haben.
Heute erforscht Dr. Kami Pekayvaz als Leiter einer neuen DZHK-Nachwuchsgruppe ob und wie Stress beim modernen Menschen Thrombosen, also schädliche Blutgerinnsel begünstigt – und damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenembolie.
Der junge Arzt versorgt am Münchner LMU Klinikum Patienten und forscht parallel. “Ich sehe hier häufig Patienten oder Patientinnen mit Herzinfarkten oder anderen thrombotischen Erkrankungen, die akut Stress hatten: zum Beispiel durch psychische Belastung. Wir wissen, dass Stress und die damit verbundenen Hormone wie Adrenalin das Risiko für solche Erkrankungen erhöht. Bislang ist jedoch unklar, wie genau diese Hormone auf das Immunsystem wirken und damit Thrombosen fördern. Jetzt habe ich die Chance, der Erfahrung aus meinem klinischen Alltag wissenschaftlich mit meiner Nachwuchsgruppe auf den Grund zu gehen”, sagt Pekayvaz. Das DZHK finanziert die Nachwuchsgruppe zur Erforschung der Adrenalin-Neutrophilen-Achse die nächsten sechs Jahre mit 1,65 Millionen Euro.