Die Forschungsaktivitäten zum Einsatz von mRNA für die Anwendung als Impfstoff oder zur Steuerung der Proteinexpression haben in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten. Insbesondere die Entwicklung sicherer und effektiver Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 hat das Potential der Verwendung von mRNA einer breiten Öffentlichkeit aufgezeigt. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Josef Rosenecker, der die Ambulanz für rehabilitative und präventive Pädiatrie am Dr. von Haunerschen Kinderspital des LMU Klinikums München leitet, forscht bereits seit vielen Jahren an der Verwendung von mRNA für neue Therapieverfahren. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat seine Arbeitsgruppe den Schwerpunkt der Forschung auf die Entwicklung eines nasalen Impfstoffs zum Schutz vor einer SARS-CoV-2 Infektion gerichtet, und dies mit Erfolg. Das Bundesforschungsministerium fördert seit August 2022 die Arbeiten zur Entwicklung eines nasalen Impfstoffs zum Schutz vor einer SARS-CoV-2 Infektion. Das Fördervolumen beträgt knapp 1,7 Millionen Euro.
„Während intramuskulär (i.m.) verabreichte Impfstoffe gut gegen einen schweren Verlauf einer COVID-Erkrankung schützen, verhindern diese i.m.-Impfungen keine Infektion und die Übertragung der Viren durch Geimpfte. Nasale Impfungen könnten hingegen bewirken, dass Geimpfte sich nicht mehr infizieren und somit könnte verhindert werden, dass Geimpfte das Virus symptomfrei „beherbergen“ und andere anstecken.“, betonte Prof. Rosenecker beim Besuch des bayerischen Gesundheitsministers Holetschek. Das Einbringen des Impfstoffs über die Nasenschleimhaut eröffne eine Vielzahl von weiteren Vorteilen gegenüber einer intramuskulären Impfung:
- bei der mukosalen Vakzinierung (Schleimhaut-Immunisierung) werden die Impfstoffe über ein Aerosol direkt auf die Schleimhaut der Atemwege aufgebracht, dadurch entfällt der Einsatz einer Nadel. Probleme mit verschmutzten Nadeln, wie es sie in einigen Ländern gibt, entfallen und die schmerzfreie Applikation könnte zu einer höheren Akzeptanz in der Bevölkerung führen.
- die zu erwartenden Nebenwirkungen nasaler Impfstoffe werden deutlich milder sein, als dies bei intramuskulären Impfungen der Fall ist.
- der Nasenspray-Impfstoff könnte möglicherweise ohne ärztliches Personal verabreicht werden.
- ein nasaler Impfstoff könnte in Pulverform verabreicht werden, der bei Raumtemperatur gelagert und erst vor Gebrauch verflüssigt wird. Dies wäre ein großer Vorteil gegenüber den gängigen flüssigen Corona- Impfstoffen, die aufwendig gekühlt werden müssen.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Arbeitsgruppe um Prof. Rosenecker an mRNA-Impfstoffen arbeitet, die über nicht-
virale Nanopartikel nasal verabreicht werden Es handelt sich also nicht um Vektor-Impfstoffe. Erste Arbeiten mit diesen nicht-viralen Nanopartikeln im Tiermodell zeigen, dass die gegen SARS-CoV-2 nasal geimpften Tiere eine effizientere Immunantwort an der Nasenschleimhaut entwickelt hatten als Tiere nach intramuskulärer Impfung. „Die Ergebnisse betätigen die Hypothese, dass eine sterile Immunität nach nasaler Applikation erreicht werden kann.“, so die Meinung der Forschergruppe.
Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek bewertet die weitere präklinische Entwicklung dieses in München entwickelten neuen Impfstoffs gegen SARS-CoV-2 als sehr positiv. Holetschek betonte: „Ich bin fest davon überzeugt: Die Impfung ist und bleibt das beste Mittel im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Die bisherigen bei uns eingesetzten Impfstoffe schützen gut vor schweren Verläufen. Nasale Impfstoffe können einen echten Schutz vor Ansteckungen darstellen und wären somit ein großer medizinischer Fortschritt. Ziel muss nun sein, den Impfstoff in die Phase der klinischen Prüfung zu überführen.“