Zwischenmenschliche Probleme - Psychische Belastungen während der COVID-19-Pandemie
Umgang mit familiären Konflikten in Pandemiezeiten
Während der Quarantäne in einem Zwei- oder Mehrpersonenhaushalt zu leben kann schwierig sein. Auf engem Raum und unabsehbare Zeit kann sich die Stimmung verschlechtern und es können Konflikte in der Partnerschaft, im Familienleben oder mit Mitpatienten entstehen. All dies kann sich in Streit bis hin zu Gewalthandlungen entladen. Folgende Maßnahme sind hier präventiv hilfreich:
- Definieren von klar abgegrenzten Stunden, die jede/r für sich allein verbringt.
- Ermöglichen Sie allen Familienmitgliedern Rückzugsmöglichkeiten.
- Machen Sie allein einen Spaziergang um den Häuserblock
- festlegen eines symbolischen Rückzugsorts (wenn jmd. in diesem Stuhl sitzt, dann darf er nicht gestört werden...)
- Sprechen Sie Ärger an, noch bevor die Situation eskaliert. Kurzfristige Konflikte wird es bei jedem immer wieder mal geben – wichtig ist, dass diese gelöst werden.
- Machen Sie einen täglichen Familien-Mini-Krisenstab oder -Konferenz: Wie geht’s allen Beteiligten, wer braucht was, welche Ideen und Wünsche haben die Einzelnen?
- Seien Sie nachsichtiger als sonst, sich selbst und den anderen gegenüber! Jeder ist auf seine Art von der aktuellen Situation belastet
Räumliche Enge und fehlende Rückzugsmöglichkeiten können auch zu Aggression und Gewalt führen. Steuern Sie einer Eskalation der Situation aktiv und bewusst entgegen. Folgende Möglichkeiten dazu haben Sie:
- Erkennen und benennen Sie Gewalt. Auch bei sich selbst! (Schlagen, Anschreien, Abwerten, längeres Ignorieren) Seien Sie sich selbst und anderen gegenüber ehrlich
- Telefonieren Sie zur eigenen Entlastung: z.B. mit einem Freund/Freundin.
- Leben Sie Gewalt nicht aus: Es ist nicht schlimm, jemandem gegenüber aggressiven Gefühlen zu haben – gefährlich wird es erst, wenn man sie auslebt.
- Wenn Gewalt passiert: Reden Sie! Wenn Sie bemerken, dass andere Erwachsene zu Hause gewalttätig werden, sprechen Sie es an und lassen Sie sich dabei unterstützen.
- Dasselbe gilt auch, wenn Sie selbst von Gewalt betroffen sind. Holen Sie Hilfe: Bei Freunden, Beratungseinrichtungen, bei der Telefonberatung eines Gewaltschutz- oder Kinderschutzzentrums, bei massiver Gewalt auch bei Polizei oder Kinder- und Jugendhilfe.
Profitieren Sie von positiven sozialen Beziehungen
Zufriedenheit mit dem sozialen Netz dient als:
- Protektiver Faktor, der als Ressource bei Auseinandersetzung mit Belastungen dient
- Trägt dazu bei, Gesundheit aufrecht zu erhalten / fördern
- Unterstützung: Bewältigung alltäglicher Belastungen und kritischer Lebensereignisse
- Tragen zum Wohlbefinden bei
Pflegetipps für das soziale Netz:
- Sich für andere erreichbar halten
- Regelmäßigkeit aufbauen (z. B. jeden 3. Mittwoch im Monat …)
- An Geburtstage, Jubiläen u. Ä. denken
- Anlässe für Kontaktaufnahmen merken und suchen
- Loben, Wertschätzung ausdrücken, Komplimente machen
- Einfach mal eine E-Mail/Postkarte/SMS schicken (ohne Anlass)
- Angenehme Nachrichten teilen
- Seine Hilfe anbieten
- Interesse an anderen zeigen, Nachfragen, Zuhören
- Mache anderen eine Freude!
- Teile positive Nachrichten mit anderen – sofort!
- …
Beachte: Soziale Isolation = gesundheitlicher Risikofaktor / gesundheitsschädliche Effekte
Achten Sie auch in Zeiten, in denen kein persönlicher Kontakt möglich ist, darauf ihre sozialen Kontakte zu pflegen und nutzen Sie Alternativen, wie (Video-) Telefonate, gemeinsame Online-Spiele, Chat, etc., um im Kontakt zu bleiben
(Kaluza, G. (2015). Stressbewältigung: Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. Springer-Verlag.)