Diagnostik
In der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des LMU Klinikums setzen wir vielfältige Diagnostikmethoden ein, um die bestmöglichen Therapieansätze für unsere Patient*innen auszuwählen. Dank regelmäßiger Fortbildungen und kontinuierlicher Forschungsarbeit arbeiten wir stets auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.
Erfahren Sie auf dieser Seite mehr über unsere modernen diagnostischen Verfahren.
Auf der Basis eines ausführlichen Untersuchungsgesprächs (Anamnese) und einer körperlichen Untersuchung stellt der Arzt eine Verdachtsdiagnose. Sie wird dann durch weitere Untersuchungen eingehend abgeklärt.
Die Untersuchungsgespräche dienen auch dazu, mögliche Zusammenhänge zwischen belastenden Lebensereignissen, der Persönlichkeit des Patienten und der psychiatrischen Erkrankung zu finden. Alle dem Arzt gegebenen Informationen unterliegen der Schweigepflicht und werden streng geheim gehalten. Schweigepflicht besteht auch für alle anderen Mitarbeiter der Klinik.
Diese Untersuchung wird grundsätzlich bei allen Patienten durchgeführt.
Ein wesentlicher Teil der ärztlichen Untersuchung zielt auf die Erhebung der Krankheitsgeschichte und die Feststellung von Krankheitssymptomen ab. Symptome werden von Patienten spontan geschildert und/oder durch den Arzt erfragt.
Außerdem führt der Arzt eine körperliche Untersuchung des Patienten durch, um Hinweise für eine körperliche Erkrankung zu finden bzw. auszuschließen.
Über verschiedene bildgebende Verfahren lassen sich mithilfe von Röntgenstrahlen, Magnetwellen und/oder verschiedenen Markern Strukturen und Funktionen des Gehirns bildlich darstellen.
Bildgebende Verfahren werden in der Diagnostik von psychiatrischen Störungen angewandt, wenn körperliche Erkrankungen des Gehirns ausgeschlossen werden müssen – oder um bei einem positiven Befund gezielt behandeln zu können. Denn hinter psychiatrischen Störungen können sich verschiedene organische Erkrankungen verbergen, u. a. Durchblutungsstörungen oder Entzündungen des Gehirns.
Das hängt davon ab, welches bildgebende Verfahren angewandt wird.
- Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes: Beide Verfahren erlauben dem Arzt eine sehr genaue Untersuchung der Struktur des Gehirns. Eine MRT hat gegenüber einer CT den Vorteil, dass sie mit Magnetwellen arbeitet und es keine Strahlenbelastung für den Patienten gibt. Zudem ist die Auflösung genauer und man kann mehr Details erkennen. Deshalb versuchen wir in der Regel eine MRT durchzuführen. Die CT dauert ca. 15 Minuten, die MRT 20 bis 30 Minuten. Beide Verfahren sind für den Patienten schmerzfrei.
- Single-Photonen-Computertomographie (SPECT) und Positronenemissionstomographie (PET): Mit diesen Verfahren können Stoffwechselvorgänge, die Wirkung von Medikamenten über Rezeptor-Besetzungen und die Durchblutung des Gehirns dargestellt werden. Vor der Untersuchung bekommt der Patient eine radioaktiv markierte Substanz intravenös verabreicht. Die Strahlenbelastung ist aber dank modernster Technik sehr gering und entspricht ungefähr der doppelten natürlichen Strahlenbelastung, die wir pro Jahr im Raum München haben. SPECT und PET dauern ca. eine Dreiviertel- bis eine Stunde. Die Injektion der Substanz kann etwas unangenehm sein, sonst sind die Verfahren schmerzfrei.
Welches bildgebende Verfahren im Einzelfall zum Einsatz kommt, bespricht der Arzt mit seinem Patienten ausführlich und klärt ihn auch genau über die jeweils nötige Untersuchung auf.
Bei diesem Verfahren wird die elektrische Aktivität des Gehirns über Elektroden gemessen. Damit können Hirnfunktionsstörungen erkannt und Aussagen über (Neben-)Wirkungen von Medikamenten getroffen werden. Daneben trägt die Untersuchung zur Erkennung möglicher Erkrankungen des Gehirns bei.
Für alle Patienten. Eine EEG wird grundsätzlich bei der Aufnahmeuntersuchung in unserer Klinik abgeleitet. Im weiteren Verlauf einer psychopharmakologischen Behandlung dient es der frühzeitigen Erfassung von Veränderungen, die sich in seltenen Fällen durch eine medikamentöse Behandlung ergeben können.
Die Patient*innen sitzen bei dieser Untersuchung in einem bequemen Sessel. Es werden einige Elektroden, welche in eine Mütze integriert sind, auf die Kopfoberfläche gesetzt. Während der Untersuchung wird die elektrische Hirnaktivität über die Elektroden abgeleitet und von einem Computer registriert. Dabei sind die Augen meist geschlossen. Gegen Ende ist es die Aufgabe ca. vier Minuten lang tief und gleichmäßig zu atmen („hyperventilieren“). Die Hyperventilation erlaubt Rückschlüsse auf die Reaktionsweise und Belastbarkeit des Gehirns. Bei speziellen Fragestellungen können auch für ca. vier Minuten Flimmerlicht (Fotostimulation) eingesetzt oder über Kopfhörer unterschiedliche Signaltöne zugespielt werden, um die Reaktionen des Gehirns auf diese Ereignisse zu untersuchen.
Eine EEG-Untersuchung ist schmerzfrei, nebenwirkungsarm und nicht belastend. Die Untersuchung dauert etwa 40 bis 60 Minuten.
Dabei handelt es sich um Laboruntersuchungen von Blut-, Urin- und gegebenenfalls auch Nervenwasserproben. Die erhobenen Werte (z. B. Leber-, Nierenwerte, Blutbild, Blutzucker, Schilddrüsenhormone) sollen vor und während der Behandlung von psychischen Störungen den richtigen Ablauf der Therapie gewährleisten.
Laboruntersuchungen werden bei allen Patienten gemacht. Denn körperliche Erkrankungen wie Stoffwechselstörungen oder Entzündungen, wie sie z. B. für den Patienten unbemerkt nach einer Infektion auftreten, können eine der Ursachen für psychische Symptome sein oder diese verschlechtern.
Auch während einer medikamentösen Therapie werden regelmäßig Laborkontrollen durchgeführt. Die heute verordneten Psychopharmaka sind zwar im Allgemeinen gut verträglich, dennoch sollte man ihre Wirkungen auf den Organismus regelmäßig überwachen.
Dem Patienten wird Blut entnommen bzw. er gibt eine Urinprobe ab. Wenn nötig, führt man eine Lumbalpunktion durch. Dabei entnimmt der Arzt über eine dünne Punktionsnadel, die er auf Höhe der Lendenwirbelsäule in den Rückenmarkskanal sticht, Nervenwasser. Die Proben werden anschließend im Labor untersucht.
Die Kontrolle einer medikamentösen Behandlung erfolgt über Blutuntersuchungen –anfangs wöchentlich, später in größeren Zeitabständen. Außerdem muss gegebenenfalls die Medikamentenkonzentration (Therapeutisches Drug Monitoring) bestimmt werden, um die optimale Medikamentendosis einzustellen. Denn die Abbau- und Ausscheidungsprozesse von Psychopharmaka laufen bei jedem Menschen anders ab.
Mithilfe von neuropsychologischen Tests wird die kognitive Leistungsfähigkeit eines Patienten untersucht. Dabei handelt es sich um standardisierte Prüfverfahren.
Das bedeutet, dass das Testmaterial und die Durchführungsbedingungen vorgegeben sind. Die gemessene Leistung wird zur durchschnittlichen Leistung einer Vergleichsgruppe in Beziehung gesetzt. Diese Tests ergänzen in der Regel andere Diagnose-Verfahren.
Vor allem für Patienten, bei denen der Verdacht auf eine Demenzerkrankung besteht. Daneben dient sie auch der Einschätzung der Leistungsfähigkeit für eine weitere Arbeit, eine Ausbildung oder ein Studium bei Patienten mit anderen psychischen Störungen. Auch zur Unterstützung der Diagnose anderer psychischer Störungen wie z.B. dem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom , haben sie einen hohen Stellenwert.
Die Tests werden von psychologisch-technischen Assistenten in Einzelsitzungen durchgeführt. Diese Mitarbeiter sind in der Anwendung der Verfahren besonders geschult. Die Beurteilung und Interpretation der Tests erfolgt durch Diplompsychologen, die neuropsychologische Fachkenntnisse und klinische Erfahrung haben. Nach der Auswertung werden die Ergebnisse ausführlich mit dem Patienten und gegebenenfalls mit dessen Angehörigen besprochen.
Zum Spektrum der erfassten Leistungen gehören z.B.:
- Intelligenztests
- Prüfung der Aufmerksamkeitsfunktion
- Prüfung der Wahrnehmungsfunktionen
- Prüfung der Gedächtnisfunktionen
Mithilfe einer psychotherapeutischen Untersuchung klärt die Ärztin/der Arzt oder eine Psychologin/ein Psychologe, welche psychische Faktoren der Patientin/des Patienten eine besondere Rolle bei der Entwicklung der Erkrankung spielen oder den Verlauf der Erkrankung beeinflussen. Daneben werden Fähigkeiten und Ressourcen bestimmt, welche bei der Gesundung der Patientinnen/Patienten hilfreich sein können.
Die psychotherapeutische Untersuchung ist für alle Patienten geeignet. Die Zielsetzung kann beispielsweise eine diagnostische Einordnung der Beschwerden und Probleme von Patienten sein. Daneben dient sie dazu, Faktoren zu bestimmen, welche den Verlauf einer Erkrankung beeinflussen bzw. den Umgang mit schwierigen Situationen erleichtern.
Im Gespräch mit der Ärztin/dem Arzt oder der Psychologin/dem Psychologen erzählt der Patient seine Probleme und Lebensgeschichte. Dabei fragt der Therapeut z. B. nach wichtigen Ereignissen, inneren Einstellungen und Gefühlen des Patienten.
Die Diagnostik wird häufig ergänzt durch Fragebögen und sogenannte strukturierte Interviews, mit denen Diagnosekriterien nach den aktuellen Klassifikationssystemen gemeinsam durchgegangen werden.
Ein anderes Element ist die Verhaltensanalyse: Dabei beachtet die Therapeutin/der Therapeut besonders die Krankheitsbedingungen, die für die Aneignung und Aufrechterhaltung dysfunktionaler Verhaltensweisen bedeutsam sind und behandelt werden sollten.