BioMD-Y
Molekulargenetik affektiver Störungen im Kindes- und Jugendalter - Die Genetikdatenbank BioMD-Y
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Deutsch:
Bislang liegen nur vereinzelt Studien vor, die die Bedeutung unterschiedlicher molekulargenetischer Faktoren sowie ihr Zusammenspiel mit psychosozialen Risiko- und Schutzfaktoren bei Kindern und Jugendlichen mit einer Depression untersucht haben. Die Genetikdatenbank BioMD-Y der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des LMU Klinikums umfasst mehr als 470 Kinder und Jugendliche mit einer Depression, eine Kontrollstichprobe bestehend aus über 270 gesunden Kindern und Jugendlichen sowie Daten von mehr als 500 Elternteilen erkrankter Kinder und Jugendlicher. Der weitere Ausbau dieser Datenbank soll einen wichtigen Beitrag zur Ursachenforschung im Bereich der Molekulargenetik der Depression im Kindes- und Jugendalter leisten und ist in ihrem Ansatz und Umfang einzigartig.
English:
To date, only a few studies have investigated the role of different molecular genetic factors, as well as their interplay with psychosocial risk and protective factors in the context of child and adolescent major depression. The genetic database BioMD-Y of the Department of Child and Adolescent Psychiatry, Psychosomatics and Psychotherapy of the LMU University Hospital contains data of more than 470 children and adolescents with a diagnosis of major depression, a sample of more than 270 healthy controls, as well as data of more than 500 parents of those children and adolescents with major depression. The ongoing development of this database should make a significant contribution to increase our knowledge of molecular genetic factors contributing to major depression during childhood and adolescence. The database is unique in its approach and extent.
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Deutsch:
Hintergrund der Studie
Die Depression ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen und betrifft ca. 300 Millionen Menschen weltweit. Depressive Störungen können bereits im Kindesalter auftreten. Im Jugendalter nimmt die Erkrankungshäufigkeit auf bis zu 3-7% deutlich zu. Depressive Störungen, die bereits im Kindes- und Jugendalter auftreten, sind mit besonders ernsthaften psychosozialen und gesundheitlichen Folgen verbunden, wie etwa mit Beeinträchtigungen in sozialen Beziehungen (z.B. Beziehungen zu Gleichaltrigen oder innerhalb der Familie), Schwierigkeiten in der Schule und einem deutlich erhöhten Rückfallrisiko.
Bislang ist noch nicht ausreichend untersucht, wieso manche Kinder und Jugendliche an einer Depression erkranken, andere hingegen nicht. Es gibt viele Faktoren, die zur Entstehung der Depression beitragen. Manche Kinder und Jugendliche sind anfälliger für eine Depression, weil sie ein erhöhtes genetisches Risiko für eine Depression aufweisen. Kommen zu dieser genetischen Veranlagung noch Belastungsfaktoren hinzu, ist das Risiko für die Entwicklung einer Depression besonders erhöht. Solche Belastungsfaktoren können z.B. negative Lebensereignisse sein. Vor allem sehr einschneidende Erlebnisse (z.B. der Verlust einer nahestehenden Person) können das Risiko für eine Depression erhöhen. Darüber hinaus gelten eher alltägliche Belastungsfaktoren, wenn sie gehäuft oder anhaltend auftreten, als Risikofaktoren für die Entstehung einer Depression. Zu solchen alltäglichen Belastungsfaktoren gehören u.a. Schwierigkeiten in der Schule oder Streitigkeiten, z.B. mit Freunden. Auch familiäre und elterliche Faktoren können zum Risiko der Entstehung einer Depression im Kindes- und Jugendalter beitragen. Dazu gehört z.B. ein sehr konfliktträchtiges Familienklima. Umgekehrt können Schutzfaktoren, wie z.B. Unterstützung durch die Familie oder das Umfeld, vor einer Depression schützen.
Studiendesign
In einer klinisch umfangreich charakterisierten Stichprobe von Kindern und Jugendlichen werden neben verschiedenen molekulargenetischen Ansätzen (z.B. Kandidatengene, polygenic risk scores) auch epigenetische Veränderungen sowie hormonelle Faktoren bei 8-18-Jährigen mit einer Depression und einer gesunden Kontrollstichprobe untersucht. Auch findet eine Auswertung genetischer Informationen bei den Eltern der Kinder und Jugendlichen mit einer Depression statt. Der Einsatz umfangreicher Fragebögen erlaubt ferner eine ausführliche Charakterisierung von Schutz- und Risikofaktoren des Kindes und der Familie.
Bei Kindern und Jugendlichen mit einer Depression wird darüber hinaus im Rahmen einer benachbarten 5-Jahres-Katamnese-Studie der Verlauf der Erkrankung untersucht. Im Fokus dieser Untersuchung stehen epigenetische Veränderungen sowie klinische (z.B. Schweregrad, Länge und Häufigkeit der depressiven Episoden) und psychosoziale Prädiktoren (z.B. belastende Lebensereignisse) für den Verlauf der Erkrankung.
English:
Background of the study:
Major depression is one of the most common psychological disorders with approximately 300 million people being affected worldwide. Major depression can already occur during childhood. During adolescence, the prevalence of major depression increases to 3-7%. Major depression during childhood and adolescence is often associated with particular severe psychosocial and health-related consequences, such as impairments in social relationships, difficulties at school and a highly increased risk of relapse
To date, it is not yet sufficiently studied why some children and adolescents develop major depression while others do not. Many different factors increase the risk of developing the disorder, such as a genetic vulnerability. The risk of developing major depression is especially high when stressors, such as stressful life events, add to a heightened genetic vulnerability. In particular, very severe stressful life events (such as the loss of a loved-one) are associated with an elevated risk of major depression. In addition, also less severe and more daily stressors can heighten the risk of developing major depression, particularly when many of them occur or when they are experienced over a longer period of time. Examples of these daily stressors are difficulties at school or quarrels (e.g., with friends). Furthermore, also family and parental factors can increase the likelihood of developing major depression during childhood and adolescence. Those factors include, e.g., a conflictual family climate. In contrast, factors, such as social support by the family or environment, can protect against developing major depression.
Study design:
We investigate different molecular genetic factors (e.g., candidate genes, polygenic risk scores, epigenetic factors), as well as hormonal factors in a clinically very well-characterized sample of children and adolescents with major depression, as well as healthy controls between the age of 8 and 18 years. Genetic factors are also investigated in parents of children and adolescents with major depression. Risk and protective factors of the children/adolescents, as well as their families are assessed by extensive questionnaires.
The course of the disorder is investigated during a adjacent 5-year follow-up study of our department. This investigation focuses on epigenetic changes, as well as clinical (e.g., severity, length and frequency of the depressive episode) and psychosocial factors (e.g., stressful life events) predicting the course of the disorder.
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Teilnehmende gesucht!
Wir freuen uns über die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen mit einer Depression sowie nicht-erkrankten Kindern und Jugendlichen zwischen 8 und 18 Jahren!
Kinder und Jugendliche mit einer Depression (Fallgruppe) werden hinsichtlich bestimmter genetischer Ausprägungen mit nicht-depressiven Kindern und Jugendlichen (Kontrollgruppe) verglichen.
Zusätzlich werden Kinder und Jugendliche mit einer depressiven Störung hinsichtlich der genetischen Ausprägung mit ihren leiblichen Eltern verglichen. Dies ermöglicht die Analyse von Zusammenhängen zwischen Risikogenotypen und Depression. Das genetische Datenmaterial wird mittels einer Blutprobe der StudienteilnehmerInnen gewonnen.
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Mitarbeiter/-innen
Prof. Dr. Gerd Schulte-KörneLeitungapl. Prof. Dr. Ellen GreimelArbeitsgruppenleitungDr. Lisa FeldmannPostdoktorandin4400 56920VlcgeÄiämvguuvimefulrDvfiuyzius;miPetra WagenbüchlerStudienassistentin4400 55918Pibpg UgxiujnfiyzäipYvimefulrvfiuyziutmiDr. Aline D. Scherffwissenschaftliche Hilfskraft4400 55918FäluisRyzipwwvim-ful_vfiuyziuemiNeda Ghotbiwissenschaftliche MitarbeiterinTimg Xzübjlvim-ful_vfiuyziuemiAnsprechpartner/-innen
Kontaktieren Sie bei Fragen gerne unsere Projektkoordinatorin
Ehemalige MitarbeiterInnen
Verena Pehl
Prof. Dr. Antje-Kathrin Allgaier
Dr. Charlotte Piechaczek
Peggy Quickenstedt-Reinhardt
Sarah Kunze
Kooperationspartner
Prof. Dr. Dr. med. univ. Elisabeth Binder (Max-Planck-Institut für Psychiatrie, Translationale Forschung in der Psychiatrie)
Dr. Marcus Ising (Max-Planck-Institut für Psychiatrie)
Prof. Dr. Markus Nöthen
Institut für Hurmangenetik, Universität Bonn / LIFE & BRAIN GmbH, Bonn
Prof. Dr. med. Franz Joseph Freisleder (kbo-Heckscher-Klinikum)
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Veröffentlichungen:
- Halldorsdottir T, Piechaczek C, de Matos APS, Czamara D, Pehl V, Wagenbüchler P, Feldmann L, Quickenstedt-Reinhardt P, Allgaier A-K, Freisleder FJ, Greimel E, Kvist T, Lahti J, Räikkönen K, Rex-Haffner M, Arnarson EÖ, Craighead WE, Schulte-Körne G, Binder EB. Polygenic risk: predicting depression outcomes in clinical and epidemiological cohorts of youths. Am J Psychiatry. 2019; 176:615-625. doi: 10.1176/appi.ajp.2019.18091014.
- Piechaczek CE, Greimel E, Feldmann L, Pehl V, Allgaier A-K, Frey M, Freisleder FJ, Halldors-dottir T, Binder EB, Ising M, Schulte-Körne G. Interactions between FKBP5 variation and en-vironmental stressors in adolescent Major Depression.Psychoneuroendocrinology. 2019; 106:28-37. doi: 10.1016/j.psyneuen.2019.03.025.
- Piechaczek CE, Pehl V, Feldmann L, Haberstroh S, Allgaier AK, Freisleder FJ, Schulte-Körne G, Greimel E.Psychosocial stressors and protective factors for major depression in youth: evidence from a case-control study. Child Adolesc Psychiatry Ment Health. 2020; 14.
- Moore SR, Halldorsdottir T, Martins J, Lucae S, Müller-Myhsok B, Müller, NS, Piechaczek CE, Feldmann L, Freisleder FJ, Greimel E, Schulte-Körne G, Binder EB, Arloth J.Sex differences in the genetic regulation of the blood transcriptome response to glucocorticoid receptor activation.medRxiv, 2020-10.
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Die Studie wurde von 2009-2011 durch eine Stiftung des Heckscher Klinikums (Randenbrock Stiftung) gefördert.