Namagi
Digitale Lese- und Rechtschreibförderung Namagi
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Deutsch:
Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Evaluation eines digitalen Lese- und Rechtschreibförderprogramms für Kinder im Grundschulalter.
Wesentliche Aspekte bei der Entwicklung des Programmes sind:
(a) Adaptivität: Die Auswahl der Übungen und der Schwierigkeitsgrad des Wortmaterials ist dem Leistungsniveau des Kindes angepasst.
(b) Individualisierter Trainingsplan je nach Profil des Kindes.
(c) Umfassendes Förderprogramm, welches Übungen zum Training der Vorläuferfertigkeiten (z.B. Lautwahrnehmung und Graphem-Phonem-Korrespondenz), zum Lesen (Genauigkeit und Geschwindigkeit) und zu den verschiedenen Rechtschreibphänomenen enthält.Die Entwicklung des für Tablets und Smartphones geeigneten Förderprogrammes „Meister Cody Namagi“ findet in enger Zusammenarbeit mit der Softwarefirma Meister Cody GmbH statt (https://www.meistercody.com/).
Aufbau des Förderprogrammes:
Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen besteht das Förderprogramm aus vier Modulen.
Die Aufgaben aus Modul I (Phonologische Bewusstheit) und Modul II (Graphem-Phonem- und Phonem-Graphem-Korrespondenz) trainieren die Vorläuferfertigkeiten der Schriftsprache. Modul III (Lesen) und Modul IV (Rechtschreiben) befassen sich direkt mit dem Training der jeweiligen Fertigkeit. Zusätzlich ist Modul IV (Rechtschreiben), abhängig von der Schwierigkeit der zu trainierenden Rechtschreibphänomene, in ein Basismodul und ein Aufbaumodul unterteilt.
Die Module I, II, III und das Basismodul IV sind bereits vollständig in das Förderprogramm integriert. Das Aufbaumodul IV (Rechtschreiben) befindet sich gerade in der Testphase und soll bis Ende 2021 veröffentlicht werden (Stand Oktober 2021).
Evaluation des Förderprogrammes:
In zwei randomisiert kontrollierten Studien (RCTs) wurden die Wirksamkeit des digitalen Lese - und Rechtschreibförderprogramms überprüft.
Studie 1: 2018 wurden Kinder mit Lesestörung eingeladen, um die Effektivität des Lesetrainings (bestehend aus den Modulen I, II und III) bei der Verbesserung der Leseleistung zu überprüfen.
Studie 2: 2020 wurden Kinder mit Rechtschreibstörung rekrutiert und überprüft, inwiefern das Rechtschreibtraining mit Meister Cody Namagi (bestehend aus den Modulen I, II und dem Basismodul IV) die Rechtschreibfertigkeiten verbessert.
Die Evaluationsstudien sind abgeschlossen und die Ergebnisse sind veröffentlicht (Studie 1) oder befinden sich gerade im Prozess der Veröffentlichung (Studie 2; Stand Oktober 2021).
English:
Aim of the project is the development and evaluation of a digital reading and spelling intervention for primary school children.
Important criteria for the development of the intervention programme are:
(a) Adaptivity of the programme: The difficulty level of the tasks and the word material that will be presented is adapted to the child's proficiency level.
(b) Individualized training plan according to the child's deficit profile.
(c) Comprehensive intervention programme, which includes the training of precursor skills (e.g., phoneme identification, graphem-phoneme correspondences), of word reading (accuracy and fluency), and of spelling skills.
The digital reading and spelling learning software for tablets and smartphones is developed in cooperation with the software company Meister Cody GmbH (https://www.meistercody.com/).
Structure of the programme:
Based on scientific findings, the learning software includes four modules. Module I (phonological awareness) and Module II (grapheme-phoneme- and phoneme-grapheme correspondences) are training the precursor skills of written language development. Module III (reading) and IV (spelling) train directly the affected literacy skill. Module IV (spelling) is further divided into a basic module and an advanced module, depending on the difficulty level of the spelling phenomena being trained.
Modules I, II, III, and the basic module IV are already fully integrated into the learning software. The advanced module IV is currently in the test phase and is supposed to be published in December 2021 (as of October 2021).
Evaluation of the intervention programme:
The effectiveness of the digital reading and spelling learning software was evaluated in two randomized controlled trials (RCTs).
Study 1: In 2018, children with reading disorder were invited to test the effectiveness of the reading intervention (including modules I, II and III) in improving reading performance.
Study 2: In 2020, children with spelling disorder were recruited to test the effectiveness of the spelling intervention (including modules I, II, and the basic module IV) in improving spelling skills.
The evaluation studies have been completed and the results have been published (Study 1) or are in the process of being published (Study 2; as of October 2021).
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Deutsch:
Hintergrund:
Die Legasthenie oder LRS (Lese-/Rechtschreibstörung) ist gekennzeichnet durch erhebliche Schwierigkeiten beim Erwerb des Lesens und/oder Rechtschreibens, die nicht auf andere Ursachen (wie Entwicklungsalter, Intelligenzminderung, mangelnde Beschulung, oder Hirnschädigungen) zurückzuführen sind. Die Legasthenie zählt mit einer Prävalenzrate von 4-9% zu den häufigsten Entwicklungsstörungen des Kindes- und Jugendalters. Probleme im Lese-/Rechtschreiberwerb weisen eine hohe Stabilität auf und bestehen oft bis ins Erwachsenenalter. Sie verursachen hohe Kosten im Bildungs- und Gesundheitssystem und beeinträchtigen die schulische und berufliche Laufbahn, sowie in vielen Fällen auch die psychische Gesundheit der betroffenen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen. Vor diesem Hintergrund ist eine frühzeitige individualisierte Förderung wesentlich, um die berufliche Laufbahn, sowie die emotionale und soziale Entwicklung der Betroffenen positiv zu beeinflussen.
Ein wichtiger Aspekt für die Förderung ist zudem, dass nicht alle Kinder Probleme in beiden Schriftsprachbereichen haben, also im Lesen und im Rechtschreiben. Demnach weisen ca. 40% der Kinder mit Leseproblemen keine Probleme im Rechtschreiben auf, und eine ebenso große Zahl von Kindern mit Rechtschreibproblemen zeigt unbeeinträchtigte Leseleistungen. Auch was das Ausmaß und die Art der Probleme in den Vorläuferfertigkeiten des Schriftspracherwerbs betrifft, zeigen sich sehr unterschiedliche Profile. Vor diesem Hintergrund ist eine differenzierte Diagnostik und individualisierte Förderung Voraussetzung, um gute Fördereffekte zu erhalten.
Aufbau des Förderprogrammes:
Das Lese- und Rechtschreibförderprogramm „Meister Cody-Namagi“ ist ein onlinegestütztes Trainingsprogramm und bietet Grundschulkindern mit Lese- und/oder Rechtschreibschwierigkeiten eine adaptive, an dem individuellen Leistungsniveau des Kindes orientierte, systematische Förderung an.
Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen ist das Förderprogramm unterteilt in vier Module.
Im Modul I (Phonologische Bewusstheit) werden grundlegende phonologische Fähigkeiten wie beispielsweise die Silbentrennung, Lautidentifikation, Lautanalyse und-synthese und die Unterscheidung von langen und kurzen Vokalen, geübt.
Modul II (Phonem-Graphem- und Graphem-Phonem-Korrespondenz) trainiert die Zuordnung von Phonemen (Lauten) zu Graphemen (Buchstaben bzw. Buchstabengruppen), und umgekehrt die Zuordnung von Graphemen zu Phonemen.
Das Modul III (Lesen) befasst sich mit dem Training von Lesegenauigkeit und Lesegeschwindigkeit auf Wortebene.
Modul IV (Rechtschreiben) ist in ein Basismodul und ein Aufbaumodul unterteilt. Im Basismodul werden phonographische Regelmäßigkeiten (z.B. ie-Schreibung), graphotaktische Regelmäßigkeiten (st/sp-Schreibung), Erkennen von Wortbausteinen, und orthografische Regelmäßigkeiten (Konsonantenverdoppelung) geübt. Das Aufbaumodul befasst sich mit schwierigeren Phänomen wie beispielsweise Ableitungsregeln, Vokallängenschreibungen, und Großschreibung.
Das Programm ist sowohl innerhalb der einzelnen Aufgaben als auch auf der Ebene des Trainingsplans adaptiv. Das bedeutet, dass bei steigendem Trainingsniveau sowohl die Schwierigkeit der Wörter innerhalb einer Aufgabe zunimmt, als auch, dass vermehrt schwierigere Phänomene und Aufgaben in das Training integriert werden. Unterstützt wird der Lernprozess durch sofortiges Feedback der Trainingsleistung, Erklärvideos und Merkkarten, die bei Bedarf gezeigt werden, und ein Belohnungssystem.
Evaluationsstudie Lesetraining 2018:
Im Frühjahr 2018 wurden über den Kontakt zu therapeutischen Praxen 50 Kinder der zweiten und dritten Klassen mit einer Lesestörung rekrutiert. Die teilnehmenden Kinder absolvierten zunächst im Prätest in unserer Forschungsabteilung Aufgaben zur Lesegeschwindigkeit, zum Leseverständnis, zur Rechtschreibung und zu den Vorläuferfertigkeiten des Schriftspracherwerbs. Die Teilnehmer wurden dann pseudozufällig (kontrolliert für den Schweregrad Ihrer Leseprobleme) der Trainingsgruppe (TG) oder der Kontrollgruppe (KG) zugeordnet. Die TG trainierte anschließend 8 Wochen mit dem Förderprogramm (Aufgaben der Module I, II und III), während die KG in der gleichen Zeit ein unspezifisches Training in Form von digitalen Rätselspielen erhielt, die weder Lesen noch Schreiben beinhalten. Nach dem Training (Posttest) wiederholten beide Gruppen die gleichen Aufgaben wie beim ersten Messzeitpunkt.
Ergebnis: Der statistische Vergleich der beiden Gruppen der beiden Messzeitpunkte (vor und nach dem Training) zeigte, dass die Trainingsgruppe sich beim Lesen komplexer geübter Wörter stärker verbessern konnte als die Kontrollgruppe. Außerdem zeigte sich eine Tendenz für einen Generalisierungseffekt auf ungeübte Wörter.
Die Studie ist veröffentlicht und unter folgendem Link abrufbar: https://doi.org/10.1016/j.compedu.2020.103834
Evaluationsstudie Rechtschreibtraining 2020/2021:
Im Sommer 2020 haben wir über 22500 Haushalte mit Kindern in der Grundschule eingeladen am ersten Teil unserer Studie teilzunehmen. In etwa 3300 Kinder nahmen daraufhin von zuhause aus an einem digitalen Lese- und Rechtschreibtest teil. Alle Kinder mit deutlichen Rechtschreibproblemen wurden zum zweiten Teil der Studie eingeladen. Insgesamt nahmen 65 Kinder zu Beginn der 2. und 3. Klasse an der Studie teil. Zunächst wurden im Prätest in unserer Forschungsabteilung u.a. Aufgaben zur Erfassung des Rechtschreib- und Leseleistung und verschiedener Vorläuferfertigkeiten des Schriftspracherwerbs erhoben. Dann wurden die Kinder pseudozufällig (kontrolliert für die Klassenstufe) der Trainingsgruppe (TG) oder der Kontrollgruppe (KG) zugeordnet. Im Anschluss erhielt die TG ein Training mit dem Förderprogramm (12 Wochen; Module I, II und IV) und die KG ein unspezifisches Training mit Rätselspielen. Abschließend wurden im Posttest die Aufgaben vom ersten Messzeitpunkt wiederholt.
Ergebnis: Die statistischen Analysen zeigten, dass die Trainingsgruppe sich gegenüber der Kontrollgruppe im Rechtschreiben von geübten sowie ungeübten Wörtern und in mehreren Vorläuferfertigkeiten deutlich verbesserte. Dieser Trainingseffekt war spezifisch für die trainierten Phänomene, da sich keine Effekte auf das Lesen zeigten, welches auch nicht Teil des Trainingsplans war.
English:
Theoretical background:
Dyslexia (reading / spelling disorder) is characterized by marked problems in learning to read and spell that cannot be traced back to other causes (such as developmental age, intellectual disabilities, lack of schooling, or brain damage). With a prevalence rate of 4-9%, dyslexia is amongst the most frequent developmental disorders in childhood. Dyslexia often persists into adulthood and has a negative impact on academic careers as well as personal well-being, inducing high costs to education and health systems. In order to positively affect the social and emotional development of individuals with dyslexia, early treatment is fundamental.
Although reading and spelling problems are often conceptualized as one and the same disorder, an important finding is that reading and spelling problems dissociate in a considerable number of children. About 40% of children with a reading disorder show age-appropriate spelling skills and vice versa. In addition, children with reading and/or spelling problems differ in how strongly they are affected in precursor skills (i.e., phoneme awareness and letter knowledge). As a consequence, differentiated diagnosis and individualised treatment is needed.
Intervention programme:
The reading and spelling learning software "Meister Cody-Namagi" is an online-supported training program for primary school children with reading and spelling difficulties. The intervention programme offers structured and systematic training, that is adapted to the child's individual proficiency level.
Based on scientific research, the programme comprises four modules.
Module I (phonological awareness) trains basic phonological skills, such as syllable segmentation, phoneme identification or the distinction between long and short vowels.
Module II (grapheme-phoneme- and phoneme-grapheme correspondences) trains the mapping between phonemes and letters.
Module III (reading) includes tasks training word reading accuracy and fluency.
Module IV (spelling) is divided into a basic module and an advanced module. The advanced module deals with the more difficult spelling phenomena and complex word material, such as compound words.
The program is adaptive at both the task level and the training-plan level. With increasing training level, the difficulty of the word material within the task increases and more difficult tasks are presented. The learning process is supported by immediate feedback, by coaching videos and wallet cards, and by a reward system.
Evaluation study reading training 2018:
In spring 2018, 50 second and third graders with reading disorder were recruited through therapeutic practices. In the pretest, all participating children completed tasks on reading speed, reading comprehension, spelling and precursor skills. Participants were then assigned to the training group (TG) or the control group (CG) based on a pseudo-random basis (controlled for the severity of their reading problems). TG-children then trained for 8 weeks with the reading programme (modules I, II, and III), while the CG-children received a non-specific training of digital puzzle games that did not include any reading or spelling skills. After the training, both groups were reassessed (posttest) on the same tasks they did for the first measurement.
Results: The statistical comparison of the two groups revealed that the training group improved significantly more than the control group when reading complex trained words. Furthermore, there was a trend for a training effect on untrained words. The study is published and can be accessed here: https://doi.org/10.1016/j.compedu.2020.103834
Evaluation study spelling training 2020/2021:
In summer 2020 we invited over 22,500 households with primary school children to take part in the first part of the study. Around 3,300 children conducted a digital reading and spelling test from home. All children who showed marked deficits in the spelling test were invited to the main study. A total of 65 children (at the beginning of second or third grade) with spelling problems took part in the main study. The pretest comprised tasks measuring spelling and reading skills as well as various precursor skills. Children were assigned pseudo-randomly (controlled for the grade level) to the training group (TG) and the control group (CG). Subsequently, the TG received the spelling training (12 weeks, modules I, II, and IV) and the CG received a non-specific training with puzzle games. Finally, the tasks from the first measurement were repeated (posttest).
Results: The statistical analyses revealed that the training group improved significantly more compared to the control group in spelling trained and untrained words and in several precursor skills. The training effect was specific for trained skills as there was no training effect on reading, which was not part of the training plan.
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Mitarbeiter/-innen
PD Dr. Kristina Moll(Mag. Psychologie)Dr. Sini HuemerM. Sc. Psychologie4400 55901okövim ful_vfiuyziu miDr. Katharina GaluschkaRuth GörgenDoktorandinBjörn Witzel4400 56940AküipusUlWbßiävimefulhvYfiuyziu miAnsprechpartner/-innen
PD Dr. Kristina Moll
Üplcblug Oüäävimsfulrvfiuyziu miBjörn Witzel
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Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BmBF) gefördert